Discussion
25 Oct 2012

Über die Freundschaft zwischen Bild und Sprache

Ein Gespräch zwischen Jürgen Trabant und Horst Bredekamp
Anlässlich des 70. Geburtstags von Jürgen Trabant

Bilder und Sprache sind die wichtigsten Denk- und Mitteilungshandlungen des Menschen. Bilder funktionieren aber natürlich anders als Sprache. Bilder scheinen universeller, während gesprochene Sprache an partikulare Gemeinschaften gebunden ist. Der Mensch greift visuell-haptisch anders auf die Welt zu als durch die Stimme und das Hören. Dabei ist die Sprache oft als das Höhere angesehen worden. Ikonoklasmus wurde im Namen des Wortes begangen. Schlägt das Bild jetzt in einer modernen Bilderflut zurück? Und verändert dies das Denken des Menschen?

Das Verhältnis zwischen Sprache und Bild wird also oft als Widerstreit inszeniert. Lässt es sich aber auch als Freundschaft denken? Visualität ist der Sprache in vielfacher Weise eingeschrieben, und das, was ein Bild zeigt, wird durch Sprache in anderer Weise verständlich. Möglicherweise ist die Reflexion produktiver, wenn wir – bei klarem Bewusstsein der Differenzen – danach suchen, was Sprache und Bild verbindet.

Wir freuen uns, dass wir mit dem Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant und dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp zwei prominente Diskussionspartner gewinnen konnten, die das Wechselverhältnis von Sprache und Bildlichkeit wie wenige andere reflektiert haben. Wenn sie von Freundschaft zwischen Bild und Sprache sprechen, dann wird, ohne Konflikte und ästhetischen Wettstreit zu leugnen, die Betonung auf komplementäre Funktionen und Wirkungen und auf die Vielfalt der Erscheinungen gelegt.

Jürgen Trabant ist Sprachwissenschaftler. Er war Professor für Romanische Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin und lehrt seit 2008 als Professor of European Plurilingualism an der Jacobs University Bremen. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Geschichte der europäischen Sprachreflexion, Semiotik, Sprachphilosophie, Sprachpolitik. Sein neuestes Buch Weltansichten (2012) widmet sich den wichtigsten Etappen in der Entwicklung von Humboldts Sprachauffassung.

Horst Bredekamp ist Kunsthistoriker und seit 1993 Professor für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2008 leitet Bredekamp dort die DFG-Kolleg-Forschergruppe „Bildakt und Verkörperung“. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Bildersturm, Skulptur der Romanik, Kunst der Renaissance und des Manierismus, Politische Ikonographie, Kunst und Technik sowie Neue Medien. Sein letztes Buch Theorie des Bildakts (2010) hat große Aufmerksamkeit erregt und ist zutiefst von pragmatischer Sprachtheorie inspiriert.

Maike Albath ist Literaturkritikerin. Sie arbeitet für die großen deutschen Zeitungen, für verschiedene Rundfunkanstalten und moderiert wichtige literarische Ereignisse. Sie ist insbesondere als Kennerin italienischer Literatur ausgewiesen. Ihr letztes Buch Der Geist von Turin (2010) zeichnet die Geschichte des Einaudi-Verlags.

Venue

ICI Berlin
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With

Jürgen Trabant
Horst Bredekamp
Maike Albath

Organized by

ICI Berlin

In German

First published on: https://www.ici-berlin.org/events/ueber-die-freundschaft-zwischen-bild-und-sprache/
Rights: © ICI Berlin
Cite as: Über die Freundschaft zwischen Bild und Sprache: Ein Gespräch zwischen Jürgen Trabant und Horst Bredekamp, discussion, ICI Berlin, 25 October 2012 <https://doi.org/10.25620/e121025>