11 May 2014
Phantasie oder Realität?
Verführung von Kindern und sexueller Mißbrauch führen zu ernsten psychischen Erkrankungen. Neurotische oder sogar psychotische Symptome können die späte Folge sein. Sie lassen aber in der Regel keine Rückschlüsse auf die dramatischen Ereignisse zu, durch die sie ausgelöst worden sind. Spätere Berichte von Mißbrauchs-Opfern werfen daher oft die Frage auf, ob die erinnerbaren Übergriffe auf realen oder lediglich auf phantasierten Traumata beruhen. Eine heikle Frage auch für die Psychoanalyse: Wie lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass allein schon phantasierte Traumata krank machen können? Liefert die bis heute weitgehend akzeptierte Libidotheorie einen wissenschaftlich gültigen Erklärungshintergrund? Und hat sich die psychoanalytische Theoriebildung inzwischen über den klassischen Denkansatz von Sigmund Freud hinaus weiterentwickelt? Welchen Beitrag hat einer seiner engsten Mitarbeiter, Karl Abraham, dazu geleistet? In seinem Vortrag ging Gerhard Dahl diesen und weiteren Fragen nach.
Gerhard Dahl ist Dozent, Lehranalytiker und Supervisor am Karl-Abraham-Institut der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) in Berlin. Er forscht auf dem Gebiet der psychoanalytischen Theorieentwicklung, der klinischen Psychoanalyse und der Angewandten Psychoanalyse in Literatur und Kunst. Seine Publikationen setzen sich besonders mit Fragen zur sexuellen Urszene und zur Klinik unbewußter Affekte sowie zu metatheoretischen Problemen der Trieblehre und des Narzißmus auseinander. Er hat Studien u.a. zu Werken von Hermann Broch und Niccolo Macchiavelli sowie zur Geschichte der psychoanalytischen Literaturinterpretation veröffentlicht.
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
In German
First published on: https://www.ici-berlin.org/events/gerhard-dahl/Rights: © ICI Berlin