19 Jan 2017
Hartgesotten hegemoniekritisch
Feministinnen in Ost und West haben im Kontext marxistischer Diskurse schon früh darauf hingewiesen, dass Geschlecht keineswegs einen untergeordneten ‘Nebenwiderspruch‘ zum vermeintlichen Hauptwiderspruch des Klassengegensatzes darstellt. Vielmehr seien soziale Ungleichheitsachsen miteinander verwoben. Zuvor hatten PoC-Feministinnen auf den Zusammenhang von Sexismus und Rassismus aufmerksam gemacht. Im Zuge der ersten und zweiten ‘Welle‘ des Feminismus begannen feministische Künstler_innen und Aktivist_innen, transgressive Weiblichkeitsbilder auf der Folie binärer Geschlechterbilderzu entwerfen: Figuren wie die hartgesottene Detektivin, ermächtigende Monster oder kaltblütige Mörderinnen wurden zu notwendigen Gegenstrategien von Dämonisierung, Pathologisierung, Abwertung und Ausblendung des Weiblichen. Die Gender Studies haben Geschlecht als eine „wissensgenerierende und (wissens-)kritische Kategorie“ (Dietze/Hark 2006) in Bewegung definiert. Interventionen von Feministinnen of Color, postkolo- niale Perspektiven und queere Kritiken wiederum haben die Einheitlichkeit der Kategorie Geschlecht fundamental verunsichert. Sie machen für die Gender Studies die Notwendigkeit deutlich, Allianzen mit weiteren macht- und herrschaftskritischen Erkenntnisperspektiven zu suchen, und fordern ein, die eigenen Ausschlüsse und Hegemonietendenzen zu reflektieren. In diesem Zusammenhang spielen künstlerische Praktiken, kulturelle Artefakte und Ästhetiken sowie Popkultur eine entscheidende Rolle für die Sichtbarmachung marginalisierter Positionen. Dies erfordert eine (Selbst-)Kritik „okzidentaler (sexueller) Exzeptionalismen“ (Dietze), die über Geschlechterverhältnisse funktionieren, um den eigenen Kontext als emanzipiert darzustellen. Ebenso wichtig ist eine kritische Reflexion der Kategorie Gender selbst und ihr intersektionales Weiterdenken. Für die Dezentrierung von Macht und Wissen, auch über den akademischen Elfenbeinturm hinaus, sind Kollaborationen und Solidaritäten, strategische Essentialismen, Allianzen und Dialoge mit aktivistischen Kontexten und anderen Diskursen und Öffentlichkeiten unerlässlich.Donnerstag, 19. Januar 2017
13:30 Grußworte
Christoph Holzhey, Beate Binder, Christina von Braun
14:00 Panel I: Kompliz_innen/Kollaborationen
Claudia Brunner: Feminismus (un)kompliziert
Sabine Hark: Was ist Kritik? Uber Dissidenz und Partizipation
Jana Husmann: Gender hegemonial – Chancen von Streitkultur
Moderation: Stefanie von Schnurbein
16:00 Pause
16:30 Panel II: Pop/Kultur
Lisa Kuppler: Hard-Boiled Woman Revisited – Jessica Jones im Marvel Cinematic Universe
Julie Miess: All Tomorrow’s Monsters
Marietta Kesting: Goldene Zitronen – Race, Klasse und Gender in Beyonces „Lemonade“
Moderation: Eva Boesenberg
18:30 Pause
18:45 Abendvortrag
Elahe Haschemi Yekani und Beatrice Michaelis:
Partners in Crime. Von queerer Intersektionalität zu ethischem Begehren
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
Organized by
Elahe Haschemi YekaniGabriele Jähnert
Julia B. Kohne
Dorothea Löbbermann
Beatrice Michaelis
Julia Roth
Simon Strick
Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) der Humboldt-Universität zu Berlin
In German
First published on: https://www.ici-berlin.org/events/hartgesotten-hegemoniekritisch/Rights: © ICI Berlin