14 Oct 2022
Phädras Ehre
Phädra ist keine unbescholtene Heroine, keine ethische Heldin, sondern eine verliebte Dark Lady, Selbstmörderin und Mörderin. Eine Lügnerin und Intellektuelle, die stolz und verwundet als weibliche/männliche Stimme auf der Bühne mit Platon, Sokrates und den Sophisten debattiert. Ihr philosophischer Diskurs beleuchtet die Fesseln der Misogynie und den Knebel des Patriarchats, die Abgründe des Begehrens und der Macht, aber auch die Gewalt, die in der Sprache haust.
Aus der Ferne der altgriechischen Tragödie wirkt Phädras Parabel wie der enthüllende Spiegel eines beklemmenden Unbehagens. Ihre schmerzliche Erfahrung der eigenen Verletzlichkeit, die in der Liebeskrankheit zum Stigma wird, kann bei Euripides als provozierendes Manifest gegen den allgegenwertigen Fetisch der Identität gedeutet werden und als Zeugnis enttäuschter Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Sinn für Gerechtigkeit. Am Ende bleibt das Schaukeln ihres Körpers am Strick – in der Leere zwischen Ehre und Scham, Wissen und Wahn.
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
With
Astrid Deuber-MankowskyMarco Formisano
Agnese Grieco
Claudia Peppel
Organized by
Agnese GriecoVideo in German
Format: mp4Length: 00:13:27
First published on: https://www.ici-berlin.org/events/phaedras-ehre/
Rights: © ICI Berlin