14 Feb 2023
Magische Ähnlichkeiten bei Freud und Wittgenstein
Sigmund Freud war beeindruckt von James G. Frazers The Golden Bough: A Study in Magic and Religion (zuerst 1890). Seine kulturtheoretischen Überlegungen zur Funktion von Magie folgen Frazers Argumenten in gewisser Hinsicht, verweigern sich aber einer strikten Trennung von magischer Vormoderne und nichtmagischer Moderne. In eine ähnliche Richtung zielt die Kritik von Ludwig Wittgenstein an Frazer. Scharf bemerkt er: »Frazer ist viel mehr savage, als die meisten seiner savages«. Die Lektüre von Frazers Werken steht in direkter Verbindung zu Wittgensteins Revision seiner frühen Werke und der Konzeption der Philosophischen Untersuchungen. Für Freud und für Wittgenstein stehen die Funktion und die Bewertung von Mimesis, Magie, Ähnlichkeit und Kontiguität im Zentrum ihrer Argumentation. Daraus ergibt sich in beiden Fällen eine kritische Revision zeitgenössischer Modernekonzepte und etwa die Frage, wieviel Magie wir in unserer modernen Welt vorfinden, wie fremd uns ‘fremde‘ Kulturen wirklich sind und ob Fortschritt wirklich immer einer ist.
Dorothee Kimmich, Dr. phil., ist Professorin für Kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft und Kulturtheorie an der Universität Tübingen. Ihre wichtigsten Veröffentlichungen sind: Epikureische Aufklärungen. Philosophische und poetische Konzepte der Selbstsorge (1993); Wirklichkeit als Konstruktion. Studien zu Geschichte und Geschichtlichkeit bei Heine, Büchner, Immermann, Stendhal, Keller und Flaubert (2002); Lebendige Dinge in der Moderne (2011); Ins Ungefä̈hre. Ähnlichkeit und Moderne (2017); Leeres Land. Niemandsländer in der Literatur (2021).
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
Organized by
Wilhelm BrüggenMonika Englisch
Andreas Gehrlach
Video in German
Format: mp4Length: 00:51:08
First published on: https://www.ici-berlin.org/events/dorothee-kimmich/
Rights: © ICI Berlin