Discussion
9 Nov 2018
Comp Lit Global
(Wie) kann die Komparatistik den Eurozentrismus überwinden?
Die Literaturwissenschaft – und die Komparatistik ganz besonders – steht vor großen Herausforderungen: In den Vereinigten Staaten und in der englischsprachigen Welt insgesamt, doch nicht nur dort, hat sich das Fach im Zeichen des Postkolonialismus und vor allem der neueren Debatte zum Thema Weltliteratur umdefiniert. Nicht nur erweitert sich der Kanon, sondern zwangsläufig ändern sich auch die Perspektiven, mit denen dieser Kanon betrachtet und erschlossen und auf dessen Grundlage er immer wieder ergänzt und neu definiert wird. Vor diesem Hintergrund muss sich die deutschsprachige Tradition der Komparatistik mit ihrer Tendenz zu europäischen Texten, zur Literaturtheorie und zum Künstevergleich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, im Eurozentrismus stecken geblieben zu sein.
Die Podiumsdiskussion will sich diesem Problem stellen: Kann die traditionelle Komparatistik sich auf der Basis ihrer historischen Grundlagen den neuen Herausforderungen stellen? Was bedeutet Literaturtheorie unter globalem Vorzeichen? Inwieweit verändern sich unsere grundlegenden literaturwissenschaftlichen Begriffe und Paradigmen literaturwissenschaftlichen Forschens unter dem Imperativ einer Überwindung des Eurozentrismus? Werden in der Forderung nach Kanonerweiterung möglicherweise neue Zentrismen an die Stelle des Eurozentrismus gesetzt? Steckt im philologischen Kern der Komparatistik vielleicht bereits ein Schlüssel zu einer eigenständigen Form der Überwindung des Eurozentrismus oder mündet eine radikale Erneuerung der Komparatistik unweigerlich in die Kulturwissenschaft?
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
With
Eva Geulen
Andrew James Johnston
Susanne Klengel
Jutta Müller-Tamm
Russell West-Pavlov
Jahrestagung der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien, in Kooperation mit dem ICI Berlin
Video in German
Format: mp4
Length: 01:00:30
First published on:
https://www.ici-berlin.org/events/comp-lit-global/Rights: © ICI Berlin
Part of the Conference
Jüngere Veröffentlichungen und aktuelle Theoriedebatten betonen in auffälligem Maße den zukunftsbezogenen Charakter, der der Literatur eigen ist – wobei Zukunft als ein offener und kontingenter Projektions- und Möglichkeitsraum verstanden wird. Zum zehnjährigen Bestehen der Friedrich Schlegel Graduiertenschule widmet sich die Jahrestagung 2018 unter dem Titel „Formen literarischer Eventualität“ den literarischen Verhandlungsformen von Zukünften und ihren fiktionalen Lizenzen, ihren Spiel- und Reflexionswelten, die ins Jetzt zurückwirken: als Spiegelungen, Modelle oder Entwürfe. Jenseits einer starren Dichotomie von Faktizität und Fiktion verspricht die Literatur – im Imaginieren des vielleicht oder nur unter bestimmten Bedingungen Möglichen, im ereignisbewussten und zugleich vagen Antizipieren – ein Ineinandergreifen und Neuverhandeln von Möglichem und Wirklichem. Die Tagung möchte daher in Ergänzung und Abgrenzung zur wissensgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Konjunktur der Erforschung von Simulations-, Modell-, und Szenarientechniken dezidiert nach der Eventualität als mehrdimensionalem Modus und Verhandlungsform der Literatur, nach deren spezifischer Beschaffenheit und Wirkmacht fragen.
Im interdisziplinären Austausch und mit internationalen Gästen fokussiert die zweisprachige Tagung dabei neben Formen literarischer Weltmodellierung experimentelle Text-, Sprech- und Schreibpraktiken im Zeichen der Eventulität, neben Modellen neuen Lesens und Forschens auch die Bedeutung eines Modus der Eventualität für die Ausbildung theoretischer Rezeptionslinien und die wissenschaftliche Konzeptualisierung von Literatur. Das Format des „Laboratoriums“ ermöglicht zudem in kurzen Präsentationsslots einen Einblick in Aspekte literarischer Eventualität einzelner Promotions- und Forschungsprojekte der FSGS.
Venue
ICI Berlin(Click for further documentation)
Organized by
Jahrestagung der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien
In Kooperation mit dem ICI Berlin