Bereits zu Beginn seiner Abhandlung »Das Unheimliche« (1919) weist Sigmund Freud darauf hin, dass »dies Wort nicht immer in einem scharf zu bestimmenden Sinne gebraucht wird«. Entsprechend charakterisiert sich für Freud das Unheimliche durch eine Vielzahl an schwer zu fassenden Eigenschaften: Es bezeichnet eine seltsame Nähe zwischen Wissen und Nichtwissen, erscheint als etwas Vertrautes in fremder Gestalt oder als etwas Fremdes mit vertrauten Eigenschaften. Diese Unfassbarkeit und Definitionsresistenz führt Freud implizit darauf zurück, dass das Unheimliche als »abseits liegendes« Thema vom ästhetischen Fachdiskurs weitgehend vernachlässigt wurde.
Keywords: Freud, Sigmund – Das Unheimliche; Psychoanalyse; Phantasmata; Erzähltechnik
Part of Phantasmata Containing:
Titelei / Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti, Jan Niklas Howe
Geister versammeln: Vorwort
Zwischen Animismus und Computeranimation: Das Unheimliche als Unbegriff im 20. und 21. Jahrhundert / Anneleen Masschelein
Wiedererkennen und Angst: Das Unheimliche als ästhetische Emotion / Jan Niklas Howe
Unheimlich leiden: Über die Empfindsamkeit der Körper, die Übertragbarkeit von Angst und was gemeinhin dagegen unternommen wird – am Beispiel Autismus / Roman Widholm
Konstruierte urbane Räume: Zur unheim(e)lichen Interaktion und Interdependenz von Emotion und Beton / Sandra Evans
Mediale Techniken des Unheimlichen und der Angst / Michaela Wünsch
Geisterlehre und Gespenstergeschichte: Literarischer und philosophischer Diskurs in der deutschen Spätaufklärung bei Christoph Martin Wieland und Jean Paul / Elisa Leonzio
Die Inszenierung des Unheimlichen: Phantasmagorien im vereinigten Italien / Morena Corradi
Sigmund Freuds ›Momente‹ und ›Technik der Magie‹ / Rupert Gaderer
Der Körper der Puppe / Claudia Peppel
Körper ohne Seelen: Achim von Arnim und E.T.A. Hoffmann / Tan Wälchli
Voltaires Verwirrung / Fabio Camilletti
»Wir sind wie Spiegel«: Irina Liebmann und der Doppelgänger / Catherine Smale
Wie wir unseren Tod verloren: Biopolitik, Raum und Unheimlichkeit zwischen Neuzeit und Moderne / Matthias Korn
Das »ewig ringende, nie seyende Sein«: Schelling und das Unheimliche / Laurie Johnson
Phantasmagorie statt Fetisch: Zur modernen Signatur der Dinge / Christine Blättler
Anhang / Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti, Jan Niklas Howe
Title
Geister versammeln
Subtitle
Vorwort
Author(s)
Martin Doll
Rupert Gaderer
Identifier
Description
Bereits zu Beginn seiner Abhandlung »Das Unheimliche« (1919) weist Sigmund Freud darauf hin, dass »dies Wort nicht immer in einem scharf zu bestimmenden Sinne gebraucht wird«. Entsprechend charakterisiert sich für Freud das Unheimliche durch eine Vielzahl an schwer zu fassenden Eigenschaften: Es bezeichnet eine seltsame Nähe zwischen Wissen und Nichtwissen, erscheint als etwas Vertrautes in fremder Gestalt oder als etwas Fremdes mit vertrauten Eigenschaften. Diese Unfassbarkeit und Definitionsresistenz führt Freud implizit darauf zurück, dass das Unheimliche als »abseits liegendes« Thema vom ästhetischen Fachdiskurs weitgehend vernachlässigt wurde.
Is Part Of
Place
Wien
Publisher
Turia + Kant
Date
2011
2011
Subject
Freud, Sigmund – Das Unheimliche
Psychoanalyse
Phantasmata
Erzähltechnik
Rights
© by the author(s)
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Bibliographic Citation
Martin Doll und Rupert Gaderer, »Geister versammeln: Vorwort«, in Phantasmata: Techniken des Unheimlichen, hg. v. Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti und Jan Niklas Howe, Cultural Inquiry, 3 (Wien: Turia + Kant, 2011), S. 9–17 <https://doi.org/10.25620/ci-03_01>
Language
de-DE
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9
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17
Source
Phantasmata: Techniken des Unheimlichen, hg. v. Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti und Jan Niklas Howe, Cultural Inquiry, 3 (Wien: Turia + Kant, 2011), S. 9–17
Format
application/pdf

References

  • Agamben, Giorgio, Stanzen. Das Wort und das Phantasma in der abendländischen Kultur (Zürich/Berlin: diaphanes, 2005)
  • Castle, Terry, The Female Thermometer. Eighteenth-Century Culture and the Invention of the Uncanny (Oxford: Oxford University Press, 1995)
  • Cixous, Hélène, »Die Fiktion und ihre Geister«, in Orte des Unheimlichen. Die Faszination verborgenen Grauens in Literatur und Bildender Kunst, hg. v. Klaus Herding und Gerlinde Gehrig (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006) <https://doi.org/10.13109/9783666451768.37>
  • Freud, Sigmund, »Das Unheimliche«, in Gesammelte Werke, hg. v. Anna Freud u.a., 18 Bde. (Frankfurt/Main: Fischer, 1999), XII, S. 227-68
  • Koselleck, Reinhart, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1989)
  • Orlando, Francesco, Illuminismo, barocco e retorica freudiana (Turin: Einaudi, 1997)

Cite as: Martin Doll und Rupert Gaderer, »Geister versammeln: Vorwort«, in Phantasmata: Techniken des Unheimlichen, hg. v. Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti und Jan Niklas Howe, Cultural Inquiry, 3 (Wien: Turia + Kant, 2011), S. 9–17 <https://doi.org/10.25620/ci-03_01>